Erfahrungsbericht von Matthias Faber

E-Learning inklusive: Akademischer Blockunterricht beim Curriculum Implantologie des DZOI

Matthias Faber aus Hamburg besuchte das 11. DZOI-Curriculum Implantologie in Göttingen – Thema „Flapless Surgery“ elektrisierte die Teilnehmer – Ein Erfahrungsbericht

Das 11. Curriculum Implantologie des Deutschen Zentrums für orale Implantologie e. V. (DZOI) startete im April 2010. Der akademische Blockunterricht an der Georg-August-Universität Göttingen fand vom 26.04. bis 02.05.2010 statt. Unter dem bewährten Motto „Vom Praktiker für den Praktiker“ wurde dafür gesorgt, dass die Fortbildung praxisnah und praktikabel blieb. Matthias Faber, Zahnarzt aus Hamburg, war dabei. Sein Fazit: „Diese Veranstaltung hat sich nicht nur gelohnt, sondern jeder der nicht teil-nimmt hat etwas verpasst…“. Das nächste Curriculum Implantologie des DZOI findet statt vom 27. September bis 03. Oktober 2010 an der Universität Göttingen. Anmeldungen sind über www.dzoi.de möglich. Folgend der Erfahrungsbericht von Matthias Faber:

Eine Woche geballter implantologischer Unterricht stand uns bevor: Sieben Tage Theorie und Praxis rund um die neuesten Entwicklungen, chirurgisches Basiswissen und den einen oder anderen Exkurs in angrenzende Fachgebiete. Mit gemischten Gefühlen ging ich in die Woche. Sollten meine Erwartungen erfüllt werden? Oder würde ich nach sieben Tagen nonstop „Beschallung“ an akuter „Reizüberflutung“ leiden?

Montagmorgen ging es los. Alle zehn Teilnehmer fanden sich in der alten Bibliothek der Universität Göttingen ein. Eine überschaubare Gruppe, mit optimalem Lerneffekt. Nach Begrüßung durch den DZOI-Präsidenten Dr. Kurt Strauß und den Curriculums-Leiter Prof. Dr. Dr. Wilfried Engelke hörten wir den ersten Vortrag über Osseointegration und Grundlagen der Implantologie. Den Vormittag über lernten wir viel über die Geschichte der Implantologie und das Marketing von implantologischen Leistungen. Dann ging es auch schon an das Praktische, was von allen Teilnehmern sehr begrüßt wurde. Nach ein kurzen Vorstellung des Implantatsystems TioLogic® durch die Firma Dentaurum, setzten wir die ersten Implantate am Phantom. Auch die ers-ten Umkehrplastiken am Unterkiefer wurden theoretisch besprochen und praktisch umgesetzt. Die ausgeführten Implantationen konnten dann röntgenologisch begutachtet und besprochen werden. Der erste Tag wurde abgeschlossen mit einem gemütlichen „come together“ aller Teilnehmer.

Der Dienstag stand ganz im Zeichen der Prothetik. Das schönste Implantat ist un-nütz, wenn der prothetische Aufbau unbefriedigend ist. Die verschiedenen Bezahnungsklassen und Behandlungsplanungen wurden aus prothetischer Sicht besprochen und diskutiert. Hier wurde klar, wie wichtig es ist, die Behandlung als Ganzes zu planen und von vornherein die Prothetik mit einzubeziehen. Prof. Engelke stellte das an der Universität Göttingen entwickelte Implantatplanungsprogramm „IMPLAN“ vor. Jeder Teilnehmer konnte eine Version auf seinen Laptop spielen. Mit dieser Software ist die zahnbezogene Einteilung des Kieferknochens beim vertical Bonemapping nach der ASCI-Klassifikation möglich. Im Rahmen des E-Learnings vertief-ten wir das Wissen anhand einiger Fallbeispiele, die in der Datenbank des Programms hinterlegt sind.

Am Mittwoch wurde es dann wieder ganz praktisch. Nach Vorträgen am Vormittag über Implantatsysteme, Beckenkammtransplantate und Osteoplastiken sollte am Humanpräparat implantiert und endoskopiert werden. Prof. Dr. Dr. Michael Schultz gab uns eine kleine Auffrischung der Anatomie im Kopfbereich. Anschließend konnten wir uns an den Präparaten orientieren. Neben verschiedenen Implantationen konnten auch endoskopische Übungen durchgeführt werden. Die Implantate wurden wahlweise im Oberkiefer- oder Unterkieferseitenzahnbereich gesetzt. Am Abend lud das DZOI ein zu einem gemeinsamen Abendessen. Die angenehm lockere Atmosphäre und der kollegiale Umgang ließen den Abend in guter Erinnerung bleiben. Alle konnten sich untereinander austauschen und dies auch über Themen fern der Zahnmedizin.

Hygienemaßnahmen bei implantatchirugischen Eingriffen: Dieses wichtige Thema war der Einstieg in den Donnerstagmorgen. Des Weiteren gab es einen Exkurs in die Laseranwendung. Den Rest des Tages verbrachten wir mit radiologischen Planungen und weiteren Übungen zum E-Learning. Immer wieder kam das Thema „Flapless Surgery“ auf, welches nahezu elektrisierend wirkte. Mit dieser faszinierenden Technik ist es möglich, minimalinvasiv ohne Lappenbildung und ohne Periostschlitzung absolut präzise zu implantieren. Im Zusammenspiel mit einer dreidimensionalen Planung sind dadurch optimale Ergebnisse zu erzielen.

Natürlich wurde auch die Zahntechnik nicht vergessen. Ablauf, Planung und Umsetzung der zahntechnischen Arbeit wurden genauestens erläutert und konnten anschließend diskutiert werden.

Freitagnachmittag ging es wieder in den Phantomkurssaal. An Oberkieferphantomen konnten folgende OPs durchgeführt werden: direkter und indirekter Sinuslift, Sinuslift mit der SALSA-Technik (Subantroskopisch Laterobasale Sinusboden Augmentati-on), Bonespreading und simultane Implantation, Augmentation mit Titanmesh und Umkehrplastiken. Auch verschiedene Nahttechniken wurden evaluiert.

Am Samstag konnte das bisher gelernte ganz praktisch begutachtet werden. In einer Live-OP wurde Quadranten versorgt. Besondern interessant zu sehen war die „Schlüsselloch-Technik“ im ersten 1. Quadranten, wo so ein Sinuslift durchgeführt wurde. Am Nachmittag stand ein schriftlicher Test an, um den Lernstoff der Woche zu rekapitulieren und den Wissenstand zu überprüfen.

Am letzten Tag wurde noch einmal auf die Problematik einer Implantation im parodontal geschädigten Gebiss eingegangen. Abgerundet wurde die Woche mit dem Thema Weichgewebsmanagement und weiteren Verfahren zur Augmentation.

Eine ereignisreiche Woche ging zu Ende. Viel Input und wahnsinnig viele interessante Diskussionen über wissenschaftliche und praxisrelevante Themen. Die vielen verschiedenen Dozenten ermöglichten einem, das gesamte Spektrum der Implantologie aus allen Blickwinkeln zu betrachten. Besonders Prof. Dr. Engelke und sein Göttinger Team sorgten dafür, dass schnell eine familiäre Atmosphäre entstand. Ich denke ich spreche im Namen aller Teilnehmer, wenn ich sage: „Diese Veranstaltung hat sich nicht nur gelohnt, sondern jeder der nicht teilnimmt hat etwas verpasst, und macht einen Fehler.“ Das Konzept der DZOI geht voll auf. Der Blockunterricht bereitet den Einsteiger optimal auf die kommenden Aufgaben in der Implantologie vor. Aber auch für erfahrene Implantologen ist das Curriculum zu empfehlen. Die Dozenten sorgen dafür, dass man – wissenschaftlich auf dem neuesten Stand – wieder die Heimreise antritt. Und zu Hause angekommen, wird durch intensives dezentrales Chairside-Teaching gut gewährleistet, dass man sich auf dem Gebiet der Implantologie sicher bewegt.

Der Dank gilt allen Dozenten, Prof. Engelke und dem gesamten Göttinger Team sowie allen die im Hintergrund die Fäden gespannt haben und uns zu vorzüglich ver-pflegt haben.

Das 12. Curriculum Implantologie des DZOI findet statt vom 27. September bis 03. Oktober 2010 an der Universität Göttingen.

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