Erfahrungsbericht von ZA Klaus Moßhammer, MSc

Eine Woche Blockunterricht im Rahmen des Curriculum Implantologie des DZOI an der Georg-August-Universität Göttingen

Ein Erfahrungsbericht von
ZA Klaus Moßhammer, MSc

Im Folgenden möchte ich meine persönlichen Eindrücke über die einwöchige Fortbildung im Fachbereich zahnärztliche Implantologie des DZOI an der Universität Göttingen schildern. Das Angebot an Weiterbildungskursen für Zahnärzte ist riesig und eigentlich unüberschaubar geworden. Ein hoher Preis, lange Kursserien sind kein Garant für eine gute Qualität. Manche Kollegin oder Kollege, mich eingeschlossen, haben da sicher schon böse Überraschungen erlebt. Zweieinhalb Jahre quer durch Deutschland fahren, 1100 km an einem Wochenende, die Kosten für Praxisausfall und Unterkunft, das wollte ich meiner Frau und mir selbst nicht noch einmal zumuten. Den Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie wollte ich trotzdem erlangen. Das Angebot des DZOI mit einem einwöchigen Blockunterricht und anschließend frei wählbaren Hospitationen kam mir daher sehr entgegen. !files/image_home_1.jpg!
Für den Veranstalter eines Curriculums zur Erlangung eines Tätigkeitsschwerpunktes besteht immer das Problem, dass die Teilnehmer doch sehr unterschiedliche Vorkenntnisse mitbringen. So hatten die meisten Kolleginnen und Kollegen noch keinerlei eigene Erfahrungen in Implantatchirurgie auf der anderen Seite waren Kursteilnehmer, welche mehrere Jahre bzw. seit 12 (!) Jahren erfolgreich Implantationen durchführen. Es muss demnach absolutes Basiswissen der Implantologie vermittelt und trotzdem ein Bogen zu fortgeschrittenen Operationsverfahren und neuesten Entwicklungen gespannt werden. Diesen Anspruch hat das DZOI wirklich hervorragend erfüllt. Die Begrenzung auf eine kleine Teilnehmerzahl tat ein Übriges um eine intensive individuell abgestimmte Schulung zu ermöglichen. Mag das für den Veranstalter wirtschaftlich nicht so lukrativ sein, für den einzelnen Teilnehmer ist es nur von Vorteil und man darf hoffen, dass das DZOI diese Philosophie beibehält.


Doch nun zu den einzelnen Vorträgen und praktischen Kursen. Leitung und Organisation der Kurswoche oblag Herrn Prof. Dr. Engelke von der Universität Göttingen. Man hatte von Anfang an das Gefühl der Mann will unbedingt, dass wir aus dieser Woche möglichst viel mit nach Hause nehmen und für eine selbstständig durchgeführte Implantation bereit sind. Durch seine straffe Organisation, kurze Wege und ein gutes Zeitmanagement konnten wir alle in dieser Woche enorm viel Stoff durchnehmen und üben, was ich in diesem Umfang nicht erwartet hätte. Die Konzentration der organisatorischen Aufgaben in einer Hand ermöglicht eine sehr gute inhaltliche Abstimmung der einzelnen Vorträge aufeinander, wodurch es zu keinen unnötigen Wiederholungen und Überschneidungen kam, bei 20 Referenten, über 30 Vorträgen und praktischen Übungen eine reife Leistung. Sämtliche Vorträge hier inhaltlich zusammenzufassen würde den Rahmen sprengen. Wichtig erscheint mir jedoch, dass auch ein implantologisch vollkommen unerfahrener Behandler alle wichtigen Inhalte der zahnärztlichen Implantologie verständlich vermittelt bekommt: Osseointegration, Geschichte, Hygiene, Prothetische Konzepte, Zahntechnik, Augmentationstechniken, Flapless-Technik, Röntgendiagnostik, 3-D Röntgenunterstützte Implantation, Notfallmedizin, Marketing, etc. Gut gefallen hat mir die offene Darstellung in allen Vorträgen, welche Erfolgsraten habe ich, welche Fehler wurden gemacht und wie kann ich diese minimieren. Auch für jemanden, der schon viele Jahre implantiert, waren da immer noch eine Menge guter Tipps und Verbesserungsvorschläge. Ohne die Qualität der anderen Vorträge zu relativieren möchte ich auf ein paar Präsentationen näher eingehen. Als absolutes Highlight empfand ich die Präsentation von Prof. Choi aus Korea. Er treibt die Flapless Operationstechnik wirklich auf die Spitze indem er selbst grössere Augmentation nur in Tunnelierungstechnik durchführt, oder den lateralen Sinuslift extrem minimalinvasiv gestaltet. Daraus ergibt sich für den Patienten ein viel geringeres Operationstrauma mit entsprechend schnellerer Abheilung. Für einen Anfänger war dies vielleicht etwas sophisticated, manch erfahrener Operateur dürfte sich aber durchaus überlegt haben, ob er seine bisherigen Operationstechniken nicht grundlegend überdenken und ändern sollte.
Einen ganz anderen Weg den OP-situs möglichst klein zu gestalten präsentierte Dr. Christian Hoch mit seinen Vortrag über die abgewinkelten Implantate von Southern Implants, überraschend wie sich manche Knochenaugmentation dadurch einfach umgehen lässt. Beeindruckt haben mich auch besonders die schönen Operationsergebnisse von Dr. Hahn mit seinem sehr guten Vortrag über Weichgewebsmanagement und von Dr. Hoffmann über Augmentationsverfahren. Aber wie gesagt, die anderen Vorträge waren ebenfalls alle up-to-date und von durchweg sehr guter Qualität.
Die praktischen Kurse wurden alle von Prof. Engelke betreut und hier machten sich besonders die seine guten Beziehungen zur anatomischen Fakultät für die Kursteilnehmer bezahlt. Die Übungen am echten menschlichen Schädel sind einfach viel besser als jeder Kurs an tierischen Präparaten. Die Teilnehmer konnten sämtliche OP-Techniken üben: Bonesplitting, lateraler Sinuslift, Knochenblock, etc. Vorher wurde uns in der Anatomischen Vorlesung mal wieder vor Augen geführt wie viel wir aus unserer Studienzeit schon vergessen hatten. Wiederholen konnten wir das ganze dann nochmals an Knochenimitaten, wobei wir ständig von den Mitarbeitern der Firma Tiologic betreut und mit Materialien versorgt wurden: Implantate, Meshgitter, Knochenschrauben, Osteome, Meisel etc. Herr Lehmann und Frau Jank waren immer zur Stelle und sehr hilfsbereit. Am vorletzten Tag nahmen wir alle noch an einer Live-OP von Prof. Engelke in der Praxis von Dr. Möller teil.

Was sollte so eine Fortbildungswoche leisten?
Nun jede Kollegin und Kollege sollte sich danach in der Lage fühlen sicher eine, möglicherweise ihre/seine erste, Implantation durchzuführen. Eineinhalb Wochen nach der Kurswoche rief mich einer der Kursteilnehmer an er habe nun seine ersten vier Implantate erfolgreich gesetzt. Auf diesem Wege nochmals herzliche Glückwünsche an Dich Stefan!

Ach ja! Noch Vielen Dank an Frau Engelke und Frau Wildhagen für die charmante Betreuung und das leckere Catering!

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