Dass sie ein Curriculum Implantologie machen möchte, stand für Zahnärztin Rebecca Kelm schon früh fest. Auch ihre vor dem Studium abgeschlossene Ausbildung zur Zahntechnikerin ebnete bereits den Weg dorthin. Aber welches Curriculum aus der Fülle der Angebote ist das richtige? Schließlich half der jungen Zahnärztin, die als Gesellschafterin der „Zahnärzte am Schloss“ im hessischen Melsungen tätig ist, der Zufall. Mitten in der Mongolei bekam sie den entscheidenden Tipp und entschied sich für das Angebot des Deutschen Zentrums für orale Implantologie e. V. (DZOI). „Ein absoluter Glücksfall, wie sich im Verlauf herausstellen sollte“ so Rebecca Kelm im Nachhinein. Nicht nur fachlich, sondern auch organisatorisch war das Curriculum perfekt auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten und auch die Betreuung durch das DZOI passte. Durch ihre vorherige Ausbildung und einem weiteren Tätigkeitsschwerpunkt im Bereich Prothetik brachte die Zahnärztin bereits einige Kenntnisse in die sechstägige Fortbildung mit. Hier ihr Erfahrungsbericht:
Dass ich mich für das Curriculum Implantologie des DZOI entschieden habe, war ein Glücksfall. Da ich gerne chirurgisch und prothetisch arbeite, wusste ich ziemlich schnell, dass ich mich nach Abschluss meiner Zeit als Assistenzarzt in Richtung Implantologie weiterbilden möchte. Ich hatte mir auch diverse Institutionen angeschaut und mich dort eingehend informiert. Im Sommer 2017 war ich dann für Zahnärzte ohne Grenzen in der Mongolei. Abends in der Jurte, mit viel Zeit für Fachgespräche, brachte ein mitreisender Kollege mich auf das DZOI, wo er Mitglied ist. Ich war sofort Feuer und Flamme und habe mich noch aus der Ferne angemeldet.
Wie schon bei vielen anderen Kollegen waren auch für mich das Blockseminar und die Übungen am Humanpräparat ausschlaggebend. Ich wollte nicht viele Wochenenden in der Republik verbringen, sondern einmal konzentriert den anstrengendsten Teil der Weiterbildung hinter mich bringen. Bei mir kam noch hinzu, dass ich in Göttingen mein Staatsexamen abgelegt habe und viele der Dozenten schon kenne und schätze. Die Tatsache, dass von 9.00 bis 18.00 Uhr referiert wurde, schreckte mich am Anfang etwas. Es ließ sich allerdings alles sehr gut mitverfolgen, wobei die eingestreuten Kaffeepausen auf jeden Fall dienlich waren.
Die Anmeldung aus der Mongolei hätte aufgrund der Zeitverschiebung erschwert sein können. Mithilfe meines Freundes und dank der routinierten Arbeit des DZOI-Geschäftsstellenleiters Josef Pertl, der jederzeit erreichbar war und jede Frage professionell beantworten konnte, klappte die Kommunikation reibungslos. Auch über Dritte und aus der Ferne werden alle Teilnehmer mit den nötigen Informationen wie Materiallisten, Hotelempfehlungen und Kursprogramm rechtzeitig versorgt.
Am Montag dem 09.10.2017 fanden sich alle Teilnehmer in der Lobby des Universitätsklinikums Göttingen ein und wurden von Josef Pertl freundlich empfangen. Von dort wurden wir zur „Ebene vier“ geleitet, wo die Zahnmedizin in Göttingen zu Hause ist und wir die nächsten sechs Tage hauptsächlich verbringen durften. In der alten Bibliothek wartete schon Prof. Dr. Dr. Engelke, der uns herzlich begrüßte und wir hatten kurz die Gelegenheit, uns vorstellen. Hierbei wurde klar, dass wir eine durchwachsene Gruppe von Frischlingen bis hin zu Fortgeschrittenen waren. Ich fand dies sehr angenehm, weil man sich so in den Pausen immer gut austauschen konnte.
Prof. Dr. Dr. Engelke erzählte uns, dass er den Abend vorher aus Südamerika eingetroffen war, weil er die meiste Zeit des Jahres, nach dem Ausscheiden aus seiner aktiven Lehrtätigkeit in Deutschland, seine Forschungen bei seinem Kollegen Prof. Beltran in Chile weiterführt. Prof. Viktor Beltran sollte die kommende Woche mit weiteren Dozenten zu uns stoßen. Diese Kollegen berichteten anschließend über weitere interessante OP-Techniken und neue Verfahren, die hier in Deutschland noch nicht in gleicher Weise verbreitet sind.
Da ein kompaktes Curriculum im Blockunterricht intensiv den Stoff vermittelt, wurden anfangs die Big Points der nächsten Tage vorgestellt und für die praktischen Übungen am Humanpräparat oder am Phantom das Tiologic Implantsystem der Firma Dentaurum präsentiert. In der Folge schlaglichthaft die Schwerpunktthemen der Fortbildung.
Laser
Die Firma Oralia und Dr. Claar aus Kassel verdeutlichten uns das breite Einsatzgebiet dieses Therapiemittels. Anfänglich war ich der Meinung, dass man Laser nur bei Parodontitis einsetzt und wurde eines Besseren belehrt, weil gerade die Behandlung der Periimplatitis hier eine gute Erfolgsquote aufweist. Dies gilt ebenso in der Endodontie und chirurgisch. Die Geräte, so wie man sie vielleicht von früher kennt, haben mit den heutigen nur noch geringe Ähnlichkeit und es ist überlegenswert, den Laser künftig in das Behandlungsspektrum zu integrieren.
Implantatprothetik
Dr. Stefan Klotz referierte über dieses Thema sehr spannend. Dr. Klotz war früher Zahnarzt im Klinikum und konnte so über einen langen Zeitraum von Implantatversorgungen berichten bis zu heutigen Fällen. Gut fand ich, dass er alte prothetische Lösungen vorstellte und gleichzeitig erzählte, wie er es heute lösen würde. Außerdem gefiel mir, dass er auch mal von nicht so gut gelaufenen Fällen berichtete und sagte, wie man diese wieder korrigieren und verbessern kann.
Implantatsysteme
Dr. Jochen Scoop aus Berlin erzählte von seinen Erfahrungen mit verschiedenen Implantatsystemen und wo jeweils die Vorteile sind. Dabei gab er Tipps zum Tiologic Implantat, damit wir bei den Übungen am Humanpräparat richtig damit umgehen können.
Live-OP
Zum Abschluss der Woche durften wir in der Praxis von Dr. Stefan Möller und Prof. Engelke einer Live-OP zum navigierten Implantieren beiwohnen. Dr. Möller ist auch einer der Kollegen, die eine Teachingpraxis haben, wo wir den nächsten Teil des Curriculums absolvieren können. Aber keine Panik: von diesen Praxen gibt sehr viele über Deutschland verteilt und jeder Kollege ist sehr bemüht, sein Wissen weiterzugeben. Weil Reisen den Horizont erweitert, kann man auch praktische Erfahrungen sammeln in Südamerika, wo Prof. Dr. Dr. Engelke einen Lehrstuhl hat.
Abschließend kann ich sagen, dass die Woche sich gelohnt hat und ich sehr viel mitgenommen habe. Danken möchte ich noch Prof. Dr. Dr. Engelke, der uns mit seiner ruhigen und kollegialen Art gut durch die Woche geleitet hat. Zum Schluss kann ich allen Interessenten diese Art der Fortbildung nur empfehlen und die Dozenten für ihre tollen Vorträge loben.
Weichgewebemangament
Einer der besten Vorträge war der von Dr. Joachim Hoffman aus Jena. Da Dr. Hoffman schon seit langer Zeit mit einem OP-Mikroskop arbeitet, konnte er uns tolle Techniken zum Weichgewebemanagement zeigen. Gerade die Nahttechniken im Frontzahnbereich waren sehr lehrreich und regen zum Nachmachen an.
Sinuslift
Eine wirklich spannende Ansicht zu dem bekannten Thema Sinuslift brachte Prof. Viktor Beltran, der seinen Lehrstuhl in Temuco Chile hat. Er zeigte uns, dass er seine Operationen immer mit einem Endoskop macht, was man normalerweise aus der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde kennt. Durch diese Technik bekommt der Ausdruck „Mikrochirurgie“ einen ganz neuen Aspekt.
Praktische Übungen
Nach drei Tagen und vielen spannenden Vorträgen durften wir dann endlich selber Hand anlegen. Erst am Phantom und später am Humanpräparat. Hier zeigte sich auch, dass dem Motto „vom Praktiker für Praktiker“ in jedem Fall Folge geleistet wird. Die Firma Dentaurum stellte uns ihr komplettes Implantatsystem zur Verfügung. Die hilfsbereiten Mitarbeiter der Firma waren sich für keine Frage zu schade und ließen uns noch bis tief in den Abend arbeiten.